Donnerstag, 7. Juni 2012

Blaue Augen.





Blaue Augen



In ahnungsvollem Glanze
Ruht still Neaples tiefes Meer,
Es ziehn im dunklen Kranze
Die Berge schweigend rings umher.


Drin liegt, so sagt die Kunde,

Ein unbekannter Edelstein,

Drum bricht aus seinem Grunde

Ein zauberhafter heller Schein.



Und wenn du scheidest

Von dem süßen Lande,

Bleibt dir das Herz

Gefesselt dort am Strande.



Doch mich riß los vom Wehe

Der Liebsten Auge wunderbar,

Und wenn hinein ich spähe,

Wird mir der große Zauber klar:



Es strahlt, als ob drin schliefe,

Des Zauberdemants Wunderschau,

Und wie des Meeres Tiefe,

Blau ist das Aug' der holden Frau.




Johann Gottfried Kinkel









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